Schalten Sie einen Gang hoch

aktualisiert am:  25. Juli 2021
11 min Lesezeit

Die Automobilindustrie litt 2020 unter der Pandemie, während der Markt für Elektroautos trotzdem wuchs. Skepsis gegenüber E-Mobilität besteht jedoch weiterhin aufgrund fehlender Ladestationen, begrenzter Auswahl, Reichweitenangst und hohen Preisen. Regierungsprogramme zur Förderung von Ladestationen und Fortschritte in der Batterietechnologie könnten jedoch Bedenken abbauen.

Ein Plädoyer für die Elektromobilität

2020 war ein Jahr, das die meisten Branchen wohl gerne vergessen würden – insbesondere die Automobilindustrie stellt dabei keine Ausnahme dar. Auf Basis früher Marktdaten schätzt die Internationale Energieagentur (IEA), dass der weltweite Absatz von Automobilen auf unter 64 Mio. Stück gesunken ist – drei Jahre zuvor hatte er mit 80 Mio. noch seinen Höchststand erreicht. Der Hauptgrund für diesen Rückgang war die Pandemie. Durch die weltweiten Corona-Maßnahmen kam die Produktion weitgehend zum Erliegen. Zusätzlich dazu brach auch die Nachfrage der Verbraucher ein: Wer mit dem Gedanken spielte, sich ein (neues) Auto zu kaufen, legte die Idee erst einmal für unbestimmte Zeit auf Eis.

Der Markt für Elektroautos hat die Coronavirus-Krise hingegen nicht nur überstanden, er konnte sogar noch wachsen. Nach einer vorläufigen Schätzung der IEA liegt ihr Marktanteil bei über 4%, was einen neuen Rekord für die Elektromobilität darstellt. Tatsächlich verzeichneten die Märkte für Elektrofahrzeuge (EV) in einigen europäischen Ländern ein dreistelliges Wachstum: 140% in Großbritannien, 202% in Frankreich und satte 263% in Deutschland. Elektrofahrzeuge haben somit eindeutig dem Abwärtstrend in der Automobilindustrie getrotzt. Dennoch zeigt eine aktuelle Studie, dass nach wie vor viele Menschen Vorbehalte gegenüber der Elektromobilität haben.

Eine skeptische Öffentlichkeit

Im Rahmen der Continental-Mobilitätsstudie 2020 haben Wissenschaftler in den fünf Teilnehmerländern (Deutschland, Frankreich, USA, China und Japan) repräsentative Umfragen zu den  Mobilitätsgewohnheiten der Bevölkerung durchgeführt. Die Ergebnisse der Studie wurden Anfang Januar veröffentlicht und sorgten in der E-Mobilitätsbranche höchstwahrscheinlich für Aufsehen.

59 Prozent der Deutschen können sich demnach nicht vorstellen, ein E-Auto zu kaufen; in Frankreich und den USA sind 57 bzw. 50 Prozent der Befragten derselben Meinung. Die Teilnehmer in Japan waren nur etwas weniger skeptisch und damit bleibt nur China als einziges Land der Studie, in dem sich eine große Anzahl der Befragten vorstellen kann, ein E-Fahrzeug zu besitzen.

Die vier am häufigsten genannten Vorbehalte gegenüber der E-Mobilität waren:

  • nicht genügend Ladestationen

  • begrenztes Angebot an Fahrzeugen

  • Vorplanung / Pausen für lange Strecken

  • die Preise von Elektroautos

Das Fehlen von Ladestationen war in nahezu allen Ländern die häufigste Beschwerde, mit Ausnahme von Frankreich, wo die Mehrheit (55%) den Preis als Hauptgrund nannte. Die begrenzte Reichweite im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor wurde von etwa der Hälfte der Teilnehmer in Deutschland, den USA und China bemängelt. Die Notwendigkeit, längere Fahrten im Vorfeld planen zu müssen, wurde in Deutschland am häufigsten genannt (57%), während dagegen der Preis für die meisten Befragten nur eine untergeordnete Rolle spielte, insbesondere in China, wo nur 19% ihn als Grund gegen E-Fahrzeuge nannten. Ein ähnlich geringer Prozentsatz (14%) der Japaner gab an, dass die begrenzte Reichweite ein Nachteil sei.

Trotz der Vorbehalte ist ein insgesamt positiver Trend zu beobachten: Seit 2013 ist in allen fünf Ländern die Zahl derjenigen gestiegen, die bereit wären, ein rein elektrisches Auto zu kaufen. Allerdings bezweifelt in Deutschland immer noch ein Drittel der Befragten die Umweltfreundlichkeit von E-Autos, in Frankreich ist es ein Viertel. 

Die Befürworter der E-Mobilität wollen die Zweifler überzeugen, indem sie sie über die neuesten Entwicklungen in der Branche informieren und die weit verbreiteten Vorurteile auflösen, die der Verbreitung der E-mobilität im Wege stehen. Werfen wir einen genaueren Blick auf jeden der oben genannten Beschwerdepunkte.

Mangel an Ladestationen

Die unzureichende Ladeinfrastruktur ist der Hauptgrund dafür, dass die Branche nicht schneller wächst. Um hier Abhilfe zu schaffen, haben Regierungen Konjunkturprogramme entwickelt, die Mittel für Investitionen in die Installation von öffentlichen und privaten Ladestationen an Arbeitsplätzen und bei Mitarbeitern zu Hause bereitstellen. Im April 2020 sagte China Subventionen von über 1,4 Milliarden Dollar für den Bau von Ladestationen zu, und im November versprach auch die Bundesregierung in Deutschland, den Ausbau voranzutreiben: Ziel ist es, bis Ende 2022 mindestens 25% und bis Ende 2026 mindestens 75% aller Tankstellen mit Schnellladeinfrastruktur auszustatten. Erst kürzlich gab der globale Energiekonzern Shell bekannt, dass er plant, bis 2025 eine halbe Million Ladestationen zu errichten. Auch wenn es eindeutig noch viel zu tun gibt, so sind diese Initiativen doch ein vielversprechendes Zeichen für die Elektromobilität.

Begrenzte Auswahl an Elektroautos

Zweifelsohne können Elektroautos noch nicht mit Benzinern mithalten, wenn es um die Vielfalt der verfügbaren Modelle geht, jedoch wird sich diese Lücke im Laufe der Zeit verringern. Die deutsche Website Electric Vehicle Database listet derzeit 125 verschiedene Modelle auf, von denen 39 im Laufe des Jahres 2021 verfügbar sein werden. Hyundai, Mercedes, Audi, Tesla und einige andere Hersteller werden neue Modelle auf den Markt bringen und versuchen, damit verschiedene Zielgruppen anzusprechen. Aus dem Pool der heute schon verfügbaren Modelle werden sich  Kunden, die kleine, erschwingliche Autos bevorzugen eher für einen der SMART EQ oder den Renault Zoe entscheiden, während andere Käufer vielleicht einen der Porsche Taycan Modelle oder den Jaguar I-Pace EV 400 in Betracht ziehen. Die Auswahl wird also auf jeden Fall größer, und schon bald könnten Interessenten die Qual der Wahl haben.

Reichweitenangst

Die Reichweite einer Ladung und die Ladegeschwindigkeit müssen unbedingt optimiert werden, wenn die E-Mobilität sich weiter durchsetzen soll. Die derzeit höchste in Deutschland verfügbare Reichweite eines Elektroautos beträgt 460 Kilometer und wird nur von zwei Tesla-Modellen und dem Porsche Taycan Plus erreicht. Kunden mit einem kleineren Budget müssen sich jedoch mit deutlich weniger zufrieden geben: Autos unter 20.000 Euro haben eine maximale Reichweite von 100 km. Auch die Ladezeiten variieren stark – es gilt dabei die Regel: je länger ein Fahrzeug benötigt, um vollständig aufgeladen zu werden, desto günstiger ist es.

Natürlich gibt es Möglichkeiten, um die Reichweite zu erhöhen, beispielsweise durch eine sorgfältige Routenplanung oder eine niedrige Durchschnittsgeschwindigkeit, aber noch wichtiger ist es, die Batterietechnologie weiter zu verbessern. Toyota wird noch in diesem Jahr eine Festkörperbatterie einführen, die mit einer einzigen Ladung eine 500 km lange Fahrt ermöglichen soll, wobei es in nur zehn Minuten vollständig geladen werden kann, bei gleichzeitig minimalen Sicherheitsbedenken. Diese Technologie verspricht eine Wende für die Elektromobilität, die derzeit nahezu ausschließlich auf Lithium-Ionen-Batterien setzt.

Mittlerweile hat das israelische Unternehmen StoreDot Lithium-Ionen-Batterien entwickelt, die sich innerhalb von fünf Minuten vollständig aufladen lassen und 2025 auf den Markt kommen sollen. Der Schlüssel dieser Technologie ist die Verwendung von  Halbleiter-Nanopartikeln, die das bislang verwendete Graphit ersetzen und den Transport der Ionen beschleunigen sollen. Auch andere Unternehmen entwickeln Batterien mit Schnelllade-Fähigkeiten, wobei eine Reihe von ihnen sich dabei auf Silizium-Elektroden fokussiert – darunter mit Tesla auch einer der großen Innovationsführer der Branche.

Hohe Preise     

Das teuerste Elektroauto am deutschen Markt ist laut ADAC der Porsche Taycan Turbo S, der mit seinem Kaufpreis von 183.000 Euro außerhalb der Preisklasse der meisten Menschen liegt. Allerdings bietet Deutschland einen sogenannten “Umweltbonus” an, mit dem batteriebetriebene Fahrzeuge bis zu einem Nettolistenpreis von 40.000 Euro mit bis zu 9.000 Euro gefördert werden. Sowohl KIA, Nissan, Honda als auch Volkswagen und BMW bieten Modelle an, die in diesem Preisbereich liegen. Für Konsumenten in Frankreich gibt es von staatlicher Seite ähnliche Anreize. Obwohl E-Fahrzeuge im Allgemeinen mehr kosten als konventionelle Fahrzeuge, sind die Lebenszeitkosten – bei gleichbleibenden Benzinpreisen –  auf ein Jahrzehnt gerechnet günstiger. Da jedoch nur wenige Verbraucher die Lebenszykluskosten über einen so langen Zeitraum berücksichtigen, bleibt die Senkung der Anschaffungskosten dennoch ein wichtiges Ziel der Elektromobilität.

Umweltbedenken

Skeptiker stellen in Frage, ob Elektrofahrzeuge die Umwelt weniger belasten als herkömmliche Autos. Sie führen dabei ins Feld, dass die Produktion von E-Fahrzeugen energieintensiver sei und der für die Herstellung der Batterien notwendige Abbau von Rohstoffen der Umweltpolitik zuwiderläuft.

Es stimmt, dass die Herstellung von EVs noch nicht emissionsfrei ist. Dieses Ziel kann jedoch – im Gegensatz zum Verbrennungsmotor – in absehbarer Zeit erreicht werden, indem zukünftig nur erneuerbare Energien für die Produktion und den Ladestrom verwendet werden. Sobald der Übergang von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien abgeschlossen ist, dürfte der zusätzliche Energieaufwand, der durch das batteriebedingte höhere Gewicht von Elektroautos nötig ist, kein Thema mehr sein. Außerdem werden Fortschritte in der Batterietechnologie die Energiebilanz von Stromern schrittweise weiter verbessern. 

Was den Abbau von für die Batterietechnologie benötigten Ressourcen angeht, so wird mit dem anhaltenden Boom der Elektromobilität und einem effizienteren Batterierecycling der Bedarf von Rohstoffen wie Lithium und Kobalt sinken – bereits heute können so Recyclingquoten von über 90% erreicht werden.

Die Elektromobilität ist auf dem Vormarsch, und auch wenn einige Vorbehalte potenzieller Kunden derzeit noch berechtigt sind und viele Autofahrer ihr herkömmliches Auto noch nicht ersetzen wollen, wird der Kauf eines E-Fahrzeugs auf lange Sicht dazu beitragen, den CO2-Fußabdruck von Transport und Mobilität deutlich zu reduzieren. Zusätzlich zu den positiven Umweltaspekten ist hervorzuheben, dass sich E-Fahrzeuge langfristig eben auch wirtschaftlich auszahlen. In der Tat haben einige Regierungen die wachsende Nachfrage nach E-Mobilität erkannt und stellen daher nun Mittel bereit, um Anreize für den Umstieg auf E-Fahrzeuge zu schaffen: Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur in Deutschland bietet beispielsweise derzeit einen Zuschuss von 900 Euro pro Ladepunkt. Mit der Politik auf dem Beifahrersitz, befindet sich die Elektromobilität mittlerweile auf der Überholspur.

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