Und es kommt fĂŒr die deutschen Verbraucher sogar noch schlimmer: Der jĂŒngste Anstieg der Strom- und Gaspreise in Europa hĂ€lt die Verbraucher und Energieversorger des Kontinents in Atem und hat fĂŒr enorme PreisprĂŒnge gesorgt. Daher hoffen nicht nur die Deutschen instĂ€ndig, dass sich die Preise wieder normalisieren werden. Aber wie bereits erwĂ€hnt, ist der Normalzustand in einigen europĂ€ischen LĂ€ndern bereits ziemlich hoch. Eines dĂŒrfte somit klar sein: Die Verbraucher haben keine andere Wahl, als die finanzielle Last der hohen Energiepreise zu schultern, oder etwa doch? Lesen Sie weiter, um mehr ĂŒber ein gemeinsames Dezentralisierungsprojekt zu erfahren, das Ihnen helfen könnte, sich sowohl von den hohen Strompreisen als auch von kĂŒnftigen Preissteigerungen unabhĂ€ngig zu machen.
An den deutschen Börsen wurde Strom bis vor einer Weile fĂŒr "nur" rund drei Cent pro Kilowattstunde gehandelt, doch die Verbraucher mĂŒssen dafĂŒr 31,80 Cent bezahlen. Warum sind die Energiekosten fĂŒr den Endverbraucher in Deutschland so hoch und liegen 174 % ĂŒber dem internationalen Durchschnitt von nur 11,62 Cent? Das hat vor allem mit den Netzkosten zu tun, die etwa 50 % der Stromrechnung des Verbrauchers ausmachen und ebenfalls steigen werden, da die Netzentgelte 2022 in Deutschland einen Sprung von durchnschnittlich 3-4 %, in der Region Bremen sogar von 13 %, machen werden.
In Summe mĂŒssen die Verbraucher neben diesen Netzkosten auch noch zusĂ€tzliche Steuern, Abgaben und Netzentgelte schultern, die letztendlich etwa das Zehnfache der reinen Stromkosten ausmachen. Diese Situation wird sich sogar noch verschĂ€rfen, da der fĂŒr die Integration des steigenden Anteils an erneuerbaren Energien erforderliche Netzausbau in Zukunft wahrscheinlich zu höheren Netzkosten fĂŒhren wird. Strom wird teurer werden und Deutschland wird auch weiterhin mit den höchsten Strompreisen in ganz Europa an der Spitze stehen. Aber auch andere europĂ€ische LĂ€nder wie DĂ€nemark, Belgien, Irland und das Vereinigte Königreich weisen besonders hohe Preise auf. Zwar sinkt der Aufschlag fĂŒr Ăkostrom spĂŒrbar, aber die Netzentgelte und die hohen Beschaffungskosten treiben die Preise stĂ€rker in die Höhe. KĂŒnftig könnten steigende Netzkosten auch in anderen europĂ€ischen LĂ€ndern die Energierechnungen in die Höhe treiben, aber es gibt auch noch einen weiteren Preisbildungsfaktor, den man im Auge behalten sollte.
Wenn der Preisschub kommt
Auch der derzeitige Preisanstieg trĂ€gt nicht zur Stabilisierung der Energiekosten bei. Die BewĂ€ltigung des steilen Anstiegs der Energiepreise, mit dem viele europĂ€ische LĂ€nder derzeit konfrontiert sind, ist nicht nur fĂŒr die Regierungen, sondern auch fĂŒr die Gesellschaften insgesamt eine Herausforderung. Nachdem die Day-Ahead-Strompreise vor kurzem auf ein Rekordniveau gestiegen sind, hat das Vereinigte Königreich vorĂŒbergehend Deutschland mit den höchsten Gas- und Strompreisen in Europa abgelöst. Der Grund dafĂŒr ist der beschleunigte Ausstieg aus der Kohleverstromung im Vereinigten Königreich in Verbindung mit der geringeren VerfĂŒgbarkeit von Kernenergie und der niedrigen Windstromerzeugung. Dies fĂŒhrte auf dem britischen Markt zu steigenden Preisen fĂŒr Stromimporte, Erdgas und CO2-Zertifikate, wodurch die Energiepreise in die Höhe schnellten und einige Energieunternehmen sogar ihre TĂ€tigkeit einstellen mussten.
Spanien verzeichnete einen Ă€hnlichen Preisanstieg auf 172 Euro pro Megawatt (von 65 Euro im Mai). In der Vergangenheit hat die spanische Regierung Familien dazu ermutigt, StromvertrĂ€ge mit Tagestarifen abzuschlieĂen, was angesichts der niedrigen Preise in den letzten Jahren ein wahres SchnĂ€ppchen zu sein schien. Aber solche VertrĂ€ge wurden angesichts der sprunghaft angestiegenen Preise unhaltbar. Diese Entwicklung zwang die spanische Regierung zur Verabschiedung einer Notverordnung zur Senkung der Preise, da die Stromrechnung fĂŒr die Endverbraucher um 34,9 Prozent anstieg. Die Ursache hierfĂŒr war neben den hohen Erdgaspreisen auch eine sehr teure letzte Tranche von CO2-Zertifikaten. Noch ist nicht klar, ob es sich dabei um EinzelfĂ€lle handelt, aber aufgrund der langfristigen Marktentwicklung könnten solche Preisspitzen in Zukunft hĂ€ufiger auftreten.
Ungewissheiten auf allen Seiten
Die hohen Energiepreise in Europa haben die Situation infolge der starken AbhĂ€ngigkeit von Gas verschĂ€rft. Steigende Preise fĂŒr fossile Brennstoffe sind ideale Treiber fĂŒr eine ökologische Wende, weil sie die erneuerbaren Energien wettbewerbsfĂ€higer machen. Ein höherer Anteil an erneuerbaren Energien bringt jedoch auch eine Reihe von Problemen mit sich, die zu gröĂerer VolatilitĂ€t des Marktes, potenzieller NetzinstabilitĂ€t, gröĂerer KomplexitĂ€t fĂŒr die Energieversorger und noch höheren Rechnungen fĂŒr die Endverbraucher fĂŒhren. Die Verbraucher sind gezwungen, der Entwicklung untĂ€tig zuzusehen und fĂŒhlen sich ohnmĂ€chtig, weil sie keinen Einfluss darauf nehmen können.
Geopolitische Faktoren, Handels- und politische Beziehungen und AbhĂ€ngigkeiten, VerĂ€nderungen in der Industrie infolge erneuerbarer Energien usw. - angesichts so vieler Einflussfaktoren fĂŒhlen sich die Endverbraucher hilflos, wenn es darum geht, die Kosten ihres kĂŒnftigen Energieverbrauchs einzuschĂ€tzen. Werden sich die Preise wieder normalisieren, werden sie konstant bleiben oder wird es unregelmĂ€Ăige PreissprĂŒnge geben, die uns völlig ĂŒberrumpeln? Die Wahrheit ist, dass niemand weiĂ, wie sich die weltweiten Gas- und Strompreise in den kommenden Jahren entwickeln werden.
Ein Ausweg
Neben den Kosten fĂŒr Wohnen und Lebensmittel gehört Energie in der Regel zu den höchsten Kostenfaktoren fĂŒr Haushalte und Unternehmen. Die immer weiter steigenden Energierechnungen veranlassen die Verbraucher, nach billigeren und leichter zugĂ€nglichen Alternativen Ausschau zu halten. Erneuerbare Energiequellen bieten einen solchen Ausweg, da ihre Anschaffungs- und Betriebskosten in den letzten Jahren drastisch gesunken sind und wahrscheinlich auch noch weiter sinken werden. Als Endverbraucher können wir die globalen Ereignisse, die zu PreisĂ€nderungen fĂŒhren, nicht kontrollieren. Daher haben wir den starken Drang, uns mit einer eigenen Energieversorgung in Form einer geeigneten PV-Anlage und einem Batteriespeicher unabhĂ€ngig zu machen. FĂŒr den Einzelnen scheint dies eine gute Idee zu sein; um jedoch gleichzeitig die Versorgungssicherheit zu verbessern, ist es ratsam, sich einer Energiegemeinschaft anzuschlieĂen, auf die wir in Teil 2 dieses Artikels nĂ€her eingehen werden.

Auf der Ebene der Privathaushalte zeigen unsere eigenen Untersuchungen, dass die Solarenergie die Haushalte bereits in erheblichem MaĂe vor Energiepreisschocks schĂŒtzt. Haushalte mit bestehenden Photovoltaik-Anlagen in den europĂ€ischen Regionen â Polen, Spanien, Deutschland und Belgien â sparen in dieser Krise durchschnittlich 60 Prozent ihrer monatlichen Stromrechnung ein.